Bauerngarten - Kräutergarten

Bauerngarten - Kräutergarten

Fleißige Helfer des Heimatbundes Uetze haben das 1596 erbaute Zweiständerhaus in Wackerwinkel wieder herausgeputzt.


Das über 400 Jahre alte Niederdeutsche Bauernhaus ist ein letztes Zeugnis früherer Baukunst und Lebensweise und von seiner Größe, dem Alter und dem guten Zustand her in der Region einmalig. 


Hinter dem Fachwerkhaus liegt auch ein typischer Bauerngarten. Ein Besuch früh morgens - so kurz nach Sonnenaufgang, wenn das Gras noch feucht ist – macht besonders Freude. 

Melde oder der "Spanische Salat"

Ob nun als Gemüse oder Zierpflanze, die Gartenmelde (Atriplex hortensis) aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse ist eine der ältesten Kulturpflanzen und wurde im Jahr 2000 vom Naturschutzbund Deutschland zur Nutzpflanze des Jahres gewählt. 
Es gibt mehr als hundert Melde-Arten. Die Größen variieren, von zehn Zentimeter kleinen Winzlingen bis weit über anderthalb Meter hohen, stämmigen Pflanzen ist alles vertreten.
Die Gartenmelde ist einjährig und kann bis zu 2,5 m hoch werde. Ihre Blätter sind gelblich bis rötlich. Sie blüht bei uns ab April und bestäubt sich selbst. Nach der Blüte bilden sich gelbliche Schoten mit einem Durchmesser von 4 mm. Die schwarzen Samen hingegen noch winziger; sie sind knapp 2,5 mm groß.

Als Gemüse ist sie reich an Vitamin A und C; hat viele Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Magnesium und Protein.
In den Samen der Gartenmelde ist Saponin enthalten, was abführende Wirkung hat.
Die Pflanze war schon den Römern bekannt und wurde nicht nur im Mittelmeerraum kultiviert, sondern auch in Tibet und Bengalen. Später verdrängte der Spinat die Melde. 
Es war nicht zuletzt der hohe Anteil an Vitamin C, der die Melde zur Heilpflanze machte.
Fenchel ist eine alte, ursprünglich mediterrane Kulturpflanze, die in Mitteleuropa gelegentlich verwildert. Franzosen nennen ihn Fenouil; Italiener Finocchio; Spanier Hinojo und Engländer Fennels. Die Wissenschaft: Foeniculum vulgare. 

Die zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler gehörende Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze mag Wärme mit mäßig trockenem Lehmboden, der reich an Nährstoffen ist.
Fenchel ist mehrjährig und kann bis zu 200 m hoch werden. Sein Duft ist ähnlich dem Anis. Die Pflanze bildet mit ihren Speicherblättern knollenähnliche „Zwiebeln“. Der Gemüsefenchel landet sicher in einigen Küchen auf dem Herd; vielleicht aber auch – je nach Verwendung - der Gewürzfenchel.

Fenchel als Heilpflanze
Er hilft als Tee bei Appetitlosigkeit, Bindehautentzündung, Blähungen, Bronchitis, Keuchhusten und Halsinfektionen.
Mit Melissenblättern, Kümmelfrüchten, Hopfenzapfen lindert Fenchel als Tee aufgebrüht nervöse Magenbeschwerden.

Mukhwas - eine süße indische Verdauungshilfe
Es gibt verschiedene Mischungen aus Kräutern, Samen und Körnern (Fenchel, Anis, Sesam) Nüssen, Betelnuss, Kokosnuss. Diese werden mit einer Zuckerhülle überzogen, der ätherische Öle aus Pfefferminz, Eukalyptus oder Rosen beigefügt wird. Das Kauen von Mukhwas verhilft zu frischem Atem und hilft zu verdauen.
Der Name Mukhwas ist eine Zusammensetzung aus den Worten "Mukh" in der Bedeuting von Mund und "Vas", was für Geruch steht.

Logisch, dass jetzt der Fenchel in der Küche landet!
Traditionell gehört der Fenchel zum Fisch wie Seebarsch und Seebarbe. Saucen und Hackfleisch erhalten eine besondere Würze. Und so manche Spirituose beinhaltet auch Fenchel, wie Pastis oder Absinth.
Buchweizen (Fagopyrum esculentum Moench) gehört zu den Knöterichgewächsen (Polygonaceae), stammt aus Zentral-Asien und ist über die Mongolei zu uns gekommen. 

Der Name kommt von der Bucheckerform, weil die Samen ähnlich aussehen, sowie von der Tatsache, dass diese Samen wie Getreide genutzt werden.
Buchweizen wächst auf Äckern und an Wegrändern und bevorzugt kalkarme Böden. Die Pflanze ist einjährig und wird bis zu 70 cm hoch. Die Stiele sind anfangs grün, werden dann aber rot. Zwischen Juni und Oktober blüht der Buchweizen weiß-rosa, die Blüten sind ca. 5 mm groß und aus diesen Blüten entwickeln sich dann im Herbst die braunen ca. 6 mm langen Samen.

Im Jahr 1999 war Buchweizen Arzneipflanze des Jahres, weil wenige Jahre vorher festgestellt worden ist, dass der wichtigste Inhaltsstoff, das Rutin, positive Auswirkungen auf die Blutgefäße hat.
In der Volksheilkunde kennt Tee aus dem Kraut als sanftes Schlafmittel. Eine 4-8 wöchige Kur aus Buchweizentee hilft bei Durchblutungsstörungen (2-3 Tassen täglich).
Buchweizen wirkt blutdrucksenkend und entzündungshemmend. Auch bei Kopfschmerzen und Lebererkrankungen sind Heilerfolge nachgewiesen.

Verwendung finden das blühende Kraut und der Samen.
Es gibt jede Menge volkstümliche Namen; sicher nicht zuletzt deshalb, weil Buchweizen in vielen Ländern anzutreffen ist: Es gibt also Blenden, Brein, Heidenkorn, Heidensterz, Sarazenenkorn, Schwarzpolenta, Türkischer Weizen …
In England bekommt man Buchweizen, wenn man nach buckwheat fragt.

Das Kraut sammelt man von Juni bis August; die Samen von September bis November.
Borretsch (Borago officinalis) ist eine Gewürz- und Heilpflanze. Sie stammt aus dem Mittelmeerraum und wurde im Mittelalter bereits in Mitteleuropa kultiviert und liebt trockenen, humosen Boden sowie sonnige Standorte.
Man nennt ihn auch Gurkenkraut, weil seine Blätter danach schmecken.

Borretsch ist eine einjährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 70 cm erreichen kann. Die aufrechten Stiele sind behaart und weit verzweigt. Auch die Blätter haben kleine Borsten.
Hübsch sehen die herunterhängenden 3 bis 4 cm langen blauen Blüten aus; bei jungen Pflanzen ist die Blüte zunächst rosa.
Borretsch wird von Hummeln und Bienen bestäubt, weil sie mit ihren langen Rüsseln tief in die Blüte kommen. So gilt die Pflanze als hervorragende Bienenweide. Die Blütezeit liegt zwischen April und September.
Borretsch wird als Gewürzpflanze und zur Herstellung des Samenöls genutzt. Man zieht ihn im Frühjahr aus Samen, wobei er sich danach selbst aussät. Borretsch würzt ebenso Suppen und Eintöpfe sowie die Frankfurter Grüne Soße.
Man schreibt dem Borretsch entzündungshemmende Wirkung zu; er soll schweiß- und harntreibend, sowie entwässernd sein.
Früher wurde Borretsch wegen des hohen Schleimgehaltes in der Volksheilkunde bei Hustenerkrankungen eingesetzt.
Die aus den Samen gewonnenen ca. 20% Gamma-Linolensäure werden heute gegen Neurodermitis und Stressbeschwerden eingesetzt. Dieses Samenöl enthält im Gegensatz zu den Blüten und Blättern keine gefährlichen Alkanoide.
Der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa) ist eine Pflanzenart der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Er ist also nicht mit Kümmel und Kreuzkümmel verwandt.

Bereits seit mehr als 2000 Jahren wird Schwarzkümmel im Orient als pfefferartiges Gewürz und Medizin verwendet. Auch heute noch streut man die schwarzen Samen, die im asiatischen Raum auch als "black onion seed" ("schwarzer Zwiebelsamen") bezeichnet werden, auf Fladenbrot.

Eine verwandte Art, der Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis), war auch ein Wildkraut auf den Feldern in Deutschland.
Pastinak, eine Pflanze mit vielen Gesichtern

Pastinak oder Pastinake gehört in die Gattung der Pastinaken (Pastinaca). Es gibt Wild- und Kulturformen und die Pflanze gehört wie Fenchel und Kümmel zu den Doldenblütlern.
Pastinak kommt aus Asien, ist aber als Wildpflanze in Süd- und Mitteleuropa anzutreffen. Sie mag tiefgründige Böden, die stickstoff- und kalkhaltig sind. Wiesen, Wegränder und Gräben bevorzugte Standorte. Selbst in Höhenlagen bis 1500 m ist Pastinak wächst Pastinak.

Schon vor der Verbreitung der Kartoffel und der Möhre wurde Pastinak in Europa kultiviert. Seinen Namen leitet man vom lateinischen Wort ‚Pastus‘ ab, was ‚Nahrung‘ bedeutet.
Pastinak ist eine zweijährige behaarte Pflanze. Im ersten Jahr wachsen die Wurzeln und eine hohe Blattrosette; erst im zweiten Jahr kommen Blüten und Früchte hinzu. Pastinak kann zwischen 30 und 110 cm hoch werden.
Die hellgelben Dolden haben kleine Blüten mit 2 mm Durchmesser; die Dolde ist ca. 15 cm groß. Pastinak blüht von Juli bis September.

Gemüsepflanze
Die fleischigen Rüben werden als Wurzelgemüse gekocht und haben einen süßliche möhrenartigen Geschmack. Man kann sie kochen, pürieren oder auch braten. Allerdings wurde Pastinak im 18. Jahrhundert von der Kartoffel verdrängt.
Die Rüben werden ca. 40 cm lang und haben ein Gewicht zwischen 500 und 1000 g.
Pastinakgemüse hat einen hohen Anteil an Mineralstoffen wie Kalium, Kohlehydrate und Vitamin C.
Bei kühler Lagerung halten die Rüben bis zu sechs Monate; das Gemüse ist sehr kalorienarm.

Arzneipflanze
In der Volksheilkunde wurde die frische Wurzel als harntreibendes und verdauungsförderndes Mittel verabreicht und bei Fieber eingesetzt.
Das Öl der getrockneten Früchte war Medizin gegen Blasenerkrankung und Magenleiden.
Das getrocknete Kraut setzte man bei Nierenerkrankungen ein.

Gewürzpflanze
Getrocknete Früchte nimmt man zum Würzen von Salaten.

Giftpflanze
Bei empfindlichen Menschen kann der Pflanzensaft in Verbindung mit Sonne zu Hautirritationen führen.
Haferwurz

Ebenfalls im Bauerngarten am Zweiständerhaus in Wackerwinkel habe ich eine außergewöhnlich bizarre Blüte entdeckt; besser gesagt: eine verblühte Blüte. So musste ich erst einmal das Namensschild dazu suchen. Sie gehört zur Haferwurz / Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), einer Nutzpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). 

Die Haferwurzel wurde schon in der Antike als Gemüse verarbeitet; sie kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum (als Wildform) und wird seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa kultiviert.
Man kennt regional die Pflanze auch unter den Namen Weißwurzel, Habermark, Bocksbart, Markwurzel, Milchwurzel.
Die ein- bis zweijährige Pflanze wird 60 bis 120 cm hoch und entwickelt 30 cm lange Pfahlwurzeln. Die Blütezeit liegt im Juni / Juli. Die späteren Samenstände erinnern an eine dicke Pusteblume mit langen Samen, wie bei Löwenzahn.
Die Haferwurzel wird vorwiegend als Wurzelgemüse verwendet, aber auch die Blätter lassen sich als Salat oder Spinat zubereiten. Doch nach und nach wurde die Haferwurzel von der Schwarzwurzel vom Speiseplan verdrängt. 
Einen Anbau gibt es heute nur in England. Dort wird das Wurzelgemüse wegen seines leicht an Austern erinnernden Geschmacks geschätzt und vegetable oyster (vegetarische Auster) genannt. 

Gekocht als Gemüsebeilage zu Fleischgerichten, als Einlage in Gemüsesuppen oder püriert als Haferwurzel-Cremesuppe. Auch die Blüten und Blätter sind essbar. Die schönen Blüten können zum Verzieren von Salaten oder Tellern verwendet und die Blätter roh als Würze im Salat oder gekocht für Suppen genutzt werden.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde die Haferwurzel als Kaffeeersatz verwendet.
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